Honorarberatung für die Altersvorsorge: Warum Sie Bankberater kritisch hinterfragen sollten

30.05.2025

Die Rente ist sicher – das behauptete Norbert Blüm 1997. Heute wissen wir: Das war ein teurer Irrtum. Millionen Deutsche steuern direkt auf die Altersarmut zu. Der Grund liegt nicht nur in der demografischen Entwicklung. Es liegt auch daran, dass sie den falschen Beratern vertrauen.

Sie kennen das sicher: Ihr Bankberater präsentiert Ihnen eine Rentenversicherung mit glänzenden Prospekten. Die Rendite klingt verlockend. Die Gebühren werden elegant verschwiegen. Erst Jahre später entdecken Sie die Wahrheit. Ihr Geld arbeitet hauptsächlich für die Bank – nicht für Sie.

Was ist Honorarberatung bei der Altersvorsorge?

Definition und Abgrenzung

Honorarberatung dreht das System um. Sie bezahlen Ihren Berater direkt für seine Zeit. Er erhält keine Provisionen von Versicherungen oder Fondsgesellschaften. Das macht ihn unabhängig. Seine Empfehlungen orientieren sich an Ihrem Vorteil – nicht an seiner Provision.

Der rechtliche Rahmen steht im § 34f der Gewerbeordnung. Honorarberater dürfen keine Provisionen annehmen. Sie müssen ihre Vergütung transparent offenlegen. Diese klare Trennung schützt Sie vor Interessenkonflikten.

Typische Lebenssituationen für Honorarberatung

Der Berufseinsteiger mit Potential:

Sie sind 28, Informatiker bei einem Dax-Konzern. Ihr Einstiegsgehalt liegt bei 65.000 Euro. Ihre Bank preist Ihnen eine fondsgebundene Rentenversicherung an. Die Abschlusskosten verschlingen die ersten zwei Jahresbeiträge. Ein Honorarberater würde Ihnen stattdessen einen ETF-Sparplan empfehlen.

Der Karrieresprung:

Mit 35 wechseln Sie vom Angestellten zum Geschäftsführer. Ihr Gehalt verdoppelt sich auf 120.000 Euro. Plötzlich haben Sie 2.000 Euro monatlich für die Altersvorsorge übrig. Jetzt lohnt sich professionelle Beratung. Die Entscheidungen, die Sie heute treffen, bestimmen Ihren Lebensstandard im Alter.

Die Scheidung:

Nach 15 Jahren Ehe müssen Sie neu planen. Die bisherige Strategie funktioniert nicht mehr. Sie brauchen eine ehrliche Analyse Ihrer Situation. Kein Verkaufsgespräch für überteuerte Produkte.

Honorar- vs. Provisionsberatung – Der direkte Vergleich

Vorteile der Honorarberatung

Produktneutrale Empfehlungen:

Ihr Honorarberater verdient nichts an den Produkten, die er empfiehlt. Deshalb kann er ehrlich sagen: "Sparen Sie sich die teure Rentenversicherung. Ein ETF-Sparplan bringt Ihnen mehr." Diese Ehrlichkeit kostet Banken jeden Tag Millionen von Euro an Provisionen.

Transparente Kostenstruktur:

Sie zahlen 150-400 Euro pro Stunde. Das klingt teuer? Eine umfassende Beratung kostet Sie 1.500 bis 6.000 Euro. Bei einer provisionsbasierten Beratung zahlen Sie oft das Zehnfache – versteckt in den Produktkosten über 20 oder 30 Jahre.

Wissenschaftlich fundierte Strategien:

Honorarberater folgen der Wissenschaft. Sie empfehlen diversifizierte Portfolios aus kostengünstigen ETFs. Keine exotischen Structured Products. Keine überteuerten aktiven Fonds. Die Forschung zeigt: Einfache Strategien funktionieren am besten.

Nachteile der Honorarberatung

Höhere Eingangskosten:

2.000 Euro für eine Beratung schrecken ab. Besonders wenn Sie nur 25.000 Euro anlegen wollen. Bei kleinen Summen lohnt sich Honorarberatung nicht. Die Kosten fressen die Ersparnis auf.

Eigenverantwortung bei der Umsetzung:

Ihr Honorarberater erstellt einen Plan. Den müssen Sie selbst umsetzen. ETF-Sparpläne einrichten. Rebalancing durchführen. Steuererklärung machen. Das überfordert manche Menschen.

Provisionsberatung kritisch beleuchtet

Interessenkonflikte:

Ihr Bankberater verdient 4 Prozent Provision an der Rentenversicherung. Am ETF-Sparplan verdient er nichts. Raten Sie mal, was er Ihnen vorschlägt? Diese Interessenkonflikte sind systemimmanent. Sie lassen sich nicht wegdiskutieren.

Versteckte Kosten:

Eine Rentenversicherung kostet oft 2,5 Prozent pro Jahr. Diese Kosten sind im Vertrag versteckt. Sie reduzieren Ihre Rendite um ein Drittel. Bei einer Laufzeit von 30 Jahren kostet Sie das Zehntausende von Euro.

Für wen passt die Honorarberatung am besten?

Das Einkommenskriterium:

Ab einem Nettoeinkommen von 4.000 Euro monatlich macht Honorarberatung Sinn. Sie haben dann typischerweise 500 bis 1.000 Euro monatlich für die Altersvorsorge übrig. Bei diesen Summen amortisieren sich die Beratungskosten schnell.

Die Anlagesumme:

Bei 50.000 Euro oder mehr lohnt sich professionelle Beratung. Die Kosteneinsparungen übersteigen die Beratungskosten deutlich. Bei kleineren Summen fahren Sie mit Robo-Advisors oder Do-it-yourself-Lösungen besser.

Die Persönlichkeit:

Sie interessieren sich für Finanzen. Sie wollen verstehen, was mit Ihrem Geld passiert. Sie sind bereit, Verantwortung zu übernehmen. Diese Eigenschaften sind wichtiger als Ihr aktuelles Einkommen.

Wann Provisionsberatung sinnvoller ist

Kleine Anlagesummen:

Bei 25.000 Euro oder weniger übersteigen die Beratungskosten den Nutzen. Dann sind standardisierte Lösungen oft besser. ETF-Sparpläne bei Direktbanken. Robo-Advisor. Oder eine einfache Rentenversicherung ohne Schnickschnack.

Beratungsresistente Personen:

Manche Menschen wollen keine Eigenverantwortung. Sie wollen, dass sich jemand um alles kümmert. Für sie sind klassische Berater mit umfassendem Service die richtige Wahl – trotz höherer Kosten.

Die häufigsten Fragen zur Honorarberatung

Was kostet die Honorarberatung?

Stundensätze liegen zwischen 150 und 400 Euro. Eine umfassende Analyse Ihrer Situation dauert 5 bis 10 Stunden. In den meisten Fällen können Sie mit ca. 1.000 bis 4.000 Euro Gesamtkosten rechnen. Bei einer Anlagesumme von 100.000 Euro amortisiert sich das oft schon in ein bis zwei Jahren.

Wie finde ich den richtigen Honorarberater?

Achten Sie beim Thema Altersvorsorge auf die Qualifikationen: Zertifizierter Ruhestandsplaner oder vergleichbare Zertifizierungen.

Die Mitgliedschaft im Verbund Deutscher Honorarberater oder im Bundesverband Honorarberater e.V. sind keine Qualitätskriterien mehr. Lesen Sie dazu die Einschätzung der Stiftung Warentest: https://www.test.de/Finanzberatung-Dubioser-Verband-von-Honorarberatern-5907492-0/

Weitere wichtige Kriterien bei der Auswahl eines seriösen Honorarberaters finden Sie hier.

Wann lohnt sich der Wechsel?

Wenn Ihre aktuellen Produkte mehr als 2 Prozent Kosten pro Jahr haben. Wenn Sie mehr als 50.000 Euro angelegt haben. Wenn Sie unzufrieden mit Ihrer aktuellen Beratung sind.

Praxisnahe Fallbeispiele und Kostenvergleiche

Fallbeispiel 1: Der IT-Manager

Michael, 45 Jahre, IT-Manager bei einem Mittelständler. Jahresgehalt: 95.000 Euro. Anlagesumme: 200.000 Euro aus einer Erbschaft. Seine Bank bietet ihm eine fondsgebundene Rentenversicherung an. Kosten: 2,8 Prozent pro Jahr.

Die Honorarberatung kostet 2.500 Euro. Der Berater empfiehlt eine Kombination aus ETFs. Kosten: 0,3 Prozent pro Jahr. Die jährliche Ersparnis: 5.000 Euro. Nach einem Jahr hat sich die Beratung amortisiert. Über 20 Jahre spart Michael 100.000 Euro an Kosten.

Fallbeispiel 2: Die Ärztin vor dem Praxisverkauf

Dr. Sarah Weber, 58 Jahre, verkauft ihre Hausarztpraxis. Verkaufserlös: 800.000 Euro. Ihre Hausbank schlägt ein Managed Portfolio vor. Kosten: 2,2 Prozent pro Jahr plus 2 Prozent Ausgabeaufschlag.

Die Honorarberatung kostet 4.000 Euro. Das Portfolio aus kostengünstigen ETFs kostet 0,75 Prozent pro Jahr. Die jährliche Ersparnis: 15.600 Euro. Sarah spart über 10 Jahre bis zur Rente 156.000 Euro. Genug für einen komfortablen Ruhestand.

20-Jahres-Hochrechnung: Honorar vs. Provision

Anlagesumme: 100.000 Euro. Monatliche Sparrate: 500 Euro.

Provisionsberatung: Produktkosten 2,5 Prozent pro Jahr. Endwert nach 20 Jahren: 285.000 Euro.

Honorarberatung: Beratungskosten 2.000 Euro initial. Produktkosten 0,3 Prozent pro Jahr. Endwert nach 20 Jahren: 358.000 Euro.

Ihr Vorteil: 73.000 Euro mehr fürs Alter. Das entspricht 3 Jahren zusätzlicher Rente.

Versteckte Fallstricke und wie Sie sie vermeiden

Red Flags bei der Beraterauswahl

Kein lupenreiner Honorarberater:

Garantierte Renditeversprechen: Niemand kann die Zukunft vorhersagen. Berater, die 8 Prozent Rendite versprechen, lügen. Seien Sie skeptisch bei unrealistischen Versprechungen.

Druck zum schnellen Abschluss: "Dieses Angebot gilt nur heute" – das ist Manipulation. Seriöse Beratung braucht Zeit. Lassen Sie sich nie unter Druck setzen.

Vertragsklauseln kritisch prüfen

Lesen Sie jeden Vertrag vollständig. Achten Sie auf versteckte Kosten. Prüfen Sie Kündigungsfristen. Bei Lebensversicherungen können Sie oft 6 Wochen kostenlos widerrufen. Nutzen Sie diese Bedenkzeit.

Alternative Ansätze und Hybridmodelle

Robo-Advisor für Standardfälle

Bei Anlagesummen unter 50.000 Euro sind Robo-Advisor eine gute Alternative. Scalable Capital oder Growney bieten ETF-Portfolios ab 0,7 Prozent Kosten pro Jahr. Das ist günstiger als klassische Beratung – aber teurer als Do-it-yourself.

Digitale Tools als Ergänzung

Nutzen Sie Apps wie Finanzguru oder MoneyMoney für die Budgetplanung. Portfolio Performance hilft bei der Verwaltung Ihrer ETFs. Diese Tools kosten wenig oder nichts. Sie ersetzen keine professionelle Beratung – ergänzen sie aber sinnvoll.

Die Kombination macht's

Der optimale Weg: Einmalige Honorarberatung für die Strategie. Anschließend eigenständige Umsetzung mit digitalen Tools. Bei größeren Veränderungen holen Sie sich erneut professionelle Hilfe.

Checkliste: Ist Honorarberatung das Richtige für Sie?

**✓ Ihr Nettoeinkommen liegt über 4.000 Euro monatlich**

**✓ Sie haben mindestens 50.000 Euro zu investieren**

**✓ Sie interessieren sich für Finanzthemen**

**✓ Sie sind bereit, Eigenverantwortung zu übernehmen**

**✓ Sie misstrauen Ihrem aktuellen Berater**

**✓ Ihre aktuellen Produkte haben hohe Kosten**

**✓ Sie planen langfristig (mindestens 10 Jahre)**

Wenn Sie mindestens 5 Punkte mit "Ja" beantwortet haben: Honorarberatung lohnt sich für Sie.

Weiterführende Schritte:

- Analysieren Sie Ihre aktuellen Verträge

- Recherchieren Sie qualifizierte Honorarberater in Ihrer Region

- Vereinbaren Sie ein unverbindliches Erstgespräch

- Holen Sie Vergleichsangebote ein

- Treffen Sie eine informierte Entscheidung

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